Ein neuer Lebensabschnitt taucht am Horizont auf

Es ist jetzt April 2025, wir haben unsere Entscheidung getroffen und arbeiten an der Umsetzung. 

Die letzten Jahre waren für uns voller beruflicher und privater Herausforderungen. Auch ein Grund, warum dieser Blog eher passiv verwaltet wurde, als das neue Inhalte erscheinen konnten. Doch nun hat sich in unserem Leben etwas elementar verändert: Unsere Kinder haben beide ihr elterliches Nest verlassen und stehen auf eigenen Beinen im Leben. Als letztes hat unsere Tochter ihre Ausbildung begonnen und lebt nun in einer eigenen kleinen Wohnung. Ihre Möbel haben beide Kinder mitgenommen. Und so stehen schon 3 Zimmer in unserer großen (und teuren) Mietwohnung leer. Wir sitzen in unserem viel zu großen Wohnzimmer, sehen uns um und fragen uns, was uns hier überhaupt noch hält. Zugvögel waren wir schließlich schon immer.

Mit unserer selbstständigen beruflichen Situation sind wir schon seit längerem unzufrieden. Immer schlechtere Vergütung, die zunehmende Geschwindigkeit, mit der sich das Hamsterrad dreht, regulatorische Herausforderungen, unsinnige Vorgaben und überbordender Bürokratismus machen uns das Leben schwer. Hinzu kommt das Gefühl, das mit unseren immer höher werdenden Steuerlasten nicht mehr das gemacht wird, worauf unserer Meinung nach der Fokus liegen sollte. Kaputte Straßen, marode Infrastruktur, unpünktlicher und unzuverlässiger Nahverkehr, baufällige Schulen, ein Gesundheitssystem, welches in wenigen Jahren implodieren wird, ein Rentensystem am Abgrund, um nur ein paar wenige Stichpunkte zu nennen. 

Nach gut 3 Jahrzehnten in medizinischen Berufen steht für uns fest: Wir wollen etwas grundlegend verändern, raus aus dem Hamsterrad und uns einen schon lange gehegten Traum erfüllen. Wir sehen zu oft in unserer täglichen Praxis, das sich Lebensentwürfe von Menschen oft von einem Tag auf den anderen durch eine Krankheit final ändern können. Das Verschieben von Vorhaben auf „später mal“ klappt dann plötzlich nicht mehr. Man hat nichts im Leben in der Hand, aber man kann versuchen, seine Träume umzusetzen. Bloß nicht zu lange mit der Umsetzung warten! Am Ende Ihres Lebens bereuen Sterbende in der Regel nicht, zu wenig gearbeitet, sondern sich bestimmte Träume und Wünsche nicht erfüllt zu haben. 

Auch der Versuch zählt!

Sieht so unsere künftige Wohnung aus? Wir wissen es noch nicht.

Nun kommen wir also in die Umsetzung: Wir werden unsere Arztpraxis aufgeben und ab Oktober 2025 in unserem 4×4 Weltreisemobil „Hannibal“ den Norden Europas bereisen. Ende offen. Hierzu können wir im Haus unserer Familie ein Zimmer beziehen. Da wir bis auf Weiteres keine Einkünfte generieren und von unseren Ersparnissen leben werden, ist es für uns wichtig, alles was Kosten verursacht, möglichst auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren. Hierzu gehört selbstverständlich auch die Kündigung unserer Mietwohnung, als größter Kostenfaktor.

Wir haben schon immer davon geträumt, im Reisemobil zu leben. Auf unseren häufigen Reisen durch den Norden geisterte regelmäßig der Traum durch unsere Köpfe, wie es denn wäre, gar nicht mehr zurückfahren zu müssen. Einfach nur ein „One Way Ticket“ in den Norden zu buchen. Doch immer rief die Pflicht der Selbstständigkeit (Selbst und ständig). Das liegt nun bald hinter uns. Wie lange wir uns diesen Traum erfüllen können, wissen wir noch nicht. Auch haben wir keinen Plan, was wir künftig für eine Arbeit machen wollen. Es muss auch nicht zwingend etwas im medizinischen Bereich sein – ganz im Gegenteil! Aber schon oft haben wir gesehen: Gerade wenn man nicht auf der Suche nach etwas ist, tun sich spontan Gelegenheiten auf, welche einem zuvor nie in den Kopf gekommen wären. Man muss nur mit offenen Augen und Herzen unterwegs sein. Ich fotografiere und blogge gerne. Vielleicht findet sich auch etwas in unserer Traumregion Nordland? Vielleicht etwas, was irgendwas mit Camping zu tun hat? Wir werden sehen…

Fest steht erstmal nur eines: Wir haben beide das Bedürfnis nach einer langen Pause, um unsere Herzen und Köpfe frei zu bekommen, von den hinter uns liegenden Herausforderungen. Beamte würden das wohl als „Sabbatical“ bezeichnen – in der Selbstständigkeit unmöglich umsetzbar. 

Hierzu ist für uns am besten die Ruhe und Einsamkeit des hohen Nordens geeignet. Nette und entspannte Menschen, eine Natur, die uns immer wieder staunend innehalten läßt, die viel geringere Bevölkerungsdichte im Vergleich zum hektischen Deutschland, leere Straßen und die regelmäßige sportliche Aktivität sind für uns Seelenbalsam. Wanderungen durch Wälder, die diesen Namen auch verdienen und in denen man sich ohne GPS leicht verirren kann, Kanutouren durch einsame Paddelparadiese auf kristallklarem Wasser und Mountainbikerunden auf Bergspitzen, von denen aus man die eiskalte Luft und den grandiosen Rundumblick bis zum Horizont genießen kann. Respekt vor der wilden Natur und dem Bewusstsein, das hier jederzeit Tierbegegnungen möglich sind, mit Predatoren, die man in Deutschland so gar nicht erwarten muss. Das Reisemobil an einem Flüsschen geparkt, ein Lagerfeuer auf dem ein selbst gefangener Fisch brutzelt, mehr brauchen wir nicht zum glücklich sein. 

Getreu dem Motto:

"Ich brauche keine Psychotherapie - ich muss nur nach Nordland!"
Matthias
Naturverbundener

Doch zunächst einmal heißt es noch einiges abzuarbeiten: Die Arztpraxis muss noch abgewickelt werden, die Wohnung wird aufgelöst, viele Behördengänge sind noch notwendig, der Umzug muss organisiert werden. Und irgendwie muss auch das typisch-deutsche Sicherheitsdenken noch aus dem Kopf „Aber was ist, wenn…“. Auch der Sprung ins kalte Wasser mit plötzlich fehlenden Einkünften und dem Leben vom Ersparten muss noch verarbeitet werden. Die finanzielle Sicherheit ist plötzlich weg. Aber wir sind sicher: Es wird sich wieder etwas auftun!

Licht taucht auf am Horizont. Und wir nähern uns schrittweise…

Begleitet uns gerne auf dem Weg dorthin. Hinterm Horizont wird’s auf jeden Fall weitergehen!

Hinterlaßt auch gerne einen Kommentar. Hast Du auch den Schritt schon gewagt? Wie sind Deine Erfahrungen?

Matthias

Nordlandverrückt und gerne draußen unterwegs. Hat Spaß am Fotografieren, Wandern, Packrafting und Mountainbiking. Plant ab 2026 Vollzeit im Reisemobil unterwegs zu sein um dem beruflichen Hamsterrad zu entkommen.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Hans-Jürgen Weigl

    Die richtige Entscheidung! Ihr werdet sehen, Unterwegs braucht man nicht mehr so viel und das Erlebte lässt sich mit nichts vergüten.
    Einfach machen und nichts auf später irgendwann verschieben.

    1. Matthias

      Lieben Dank für deine aufmunternden Worte. Es gibt bestimmt auch genug Menschen, die uns für verrückt erklären. Aber Zeit ist leider endlich. Und wenn man das merkt, ist es manchmal schon zu spät für verwirklichte Träume.

  2. Hans-Jürgen Weigl

    Wir haben übrigens nahezu ein baugleichen Fahrzeug. Ausgeliefert von Dopfer im Dezember 2020

    1. Matthias

      Tolle Entscheidung! Die Kabine ist klasse! Der Iveco auch – wenn er fährt 🙂

  3. Hans-Jürgen Weigl

    Nochmals ich aus Meersburg…..
    Wie habt ihr die Airline Schiene am Heck befestigt?
    Nur geklebt und mit Schrauben ins GFK befestigt oder ganz durchgeführt und von der Garage gekontert.
    Gruß Jürgen Weigl

    1. Matthias

      Lieber Hans-Jürgen, die Schienen sind geklebt und geschraubt und von der Garage aus gekontert. Der Kasten wiegt mit Inhalt ca. 50kg, daher war das notwendig. Bis jetzt hält alles gut.

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