Downhill durchs Flåmsdalen

Seid Ihr in Fjordnorwegen und sucht einen richtig schön langen Downhill mit dem Moutainbike? Dann seid Ihr bei der Flåmbahn genau richtig!

Über die Flåmbahn

Die Flåmbahn ist eine der Hauptattraktionen Norwegens mit ca. einer halben Millionen Besucher pro Jahr.
Eröffnet wurde die impossante und ca. 20 Kilometer lange Strecke im Jahre 1940, nach 17 Jahren Bauarbeiten. Sie überwindet dabei bis zu 55 Promille Steigung (etwa 1 Höhenmeter auf 18 Meter Strecke) und gehört dadurch zu den steilsten Eisenbahnstrecken der Welt. Die Passagiere von heute werden dabei durch fünf Bremssysteme gesichert.
Ursprünglich wurde die Strecke gebaut, um von der Eisenbahnstrecke Oslo – Bergen eine Verbindung hinunter zum Sognefjord zu haben.
Von Flåm am Aurlandsfjord überwindet die „Flåmsbana“ die 864 Höhenmeter bis Myrdal. Die Eisenbahn fährt dabei durch das malerische und von vielen Wasserfällen gesäumte Flåmsdalen. Toll anzusehen ist der Rjoandefossen, der 140 Meter senkrecht in die Tiefe stürzt. Der bekannteste Wasserfall auf der Strecke ist aber der Kjosfossen, bei dem ein kurzer Stopp eingelegt wird. Hier bietet sich die Möglichkeit aus dem Zug auzusteigen und den riesigen Wasserfall abzulichten. Gleichzeitig tanzt eine blonde rotgewandete Elfe (Huldra) neben einer Ruine in luftiger Höhe auf einem Felsvorsprung neben dem Wasserfall, offensichtlich um die Männer zu betören und vom Fotografieren abzulenken.
In Wirklichkeit handelt es sich bei den Huldras wohl um Studentinnen der norwegischen Ballettschule – doch wen interessiert das in diesem Moment?
Bis zur Bergstation benötigt die Flåmbahn etwa 60 Minuten und ist mit etwa 30-40km/h bergauf unterwegs. Sie durchfährt 20 Tunnel von denen der Großteil ab 1923 per Hand durch den Berg gegraben wurden. Solltet Ihr einen Zug verpassen, ist das auch kein Problem, es fahren im Sommer acht bis neun Züge je Richtung und im Winter immerhin noch vier.

Die Anfahrt zur Bahn

Der Bahnhof von Flåm ist über die E16 zu erreichen. Kommt man aus östlicher Richtung passiert man hierbei noch den Lærdalstunnel, der unter dem Aurlandsfjaell stolze 24,5 Kilometer hindurchführt. Er ist damit der längste Straßentunnel der Welt. Unterbrochen wird die lange Röhre durch mehrere Höhlen, welche mit blauem Licht ausgeleuchtet werden um den Eindruck von Gletschereis zu erzeugen.
Die Bahnstation liegt nur wenige hundert Meter neben der E16. Es gibt ausreichend Parkplätze direkt am Fjord, die Talstation ist in wenigen Schritten vom Parkplatz aus zu erreichen.

Mit der Bahn ins Gebirge

Startet möglichst früh am Morgen, um viel Zeit für einen spannenden Tag zu haben. Sucht Euch einen Tag ohne Regen und übermäßigen Wind aus, sonst lohnt sich der hohe Preis der Bahnfahrt nicht. Ihr werdet im Nebel stehen und frieren. Nach dem Kauf der Tickets (wir haben zu zweit mit unseren eigenen Mountainbikes gut 110€ für die Bergfahrt bezahlt) im Bahnhofsgebäude könnt Ihr mit Euren Rädern zum Zug gehen. Dort werden sie in einen separaten Waggon verladen und Ihr seht sie erst an der Bergstation wieder. Genau Infos zum Fahrplan und zu den Preisen siehe hier.
Tipp für den Sitzplatz
Die besten Ausblicke und Fotomöglichkeiten habt Ihr, wenn Ihr Euch einen Sitzplatz in Fahrtrichtung rechts sucht.
Die folgende Stunde werdet Ihr tolle Ausblicke auf das malerische Flåmsdalen haben. Die Bahn arbeitet sich vorbei an reißenden Flüssen, hohen Wasserfällen und Felsstürzen unterbrochen von Tunneln immer weiter nach oben. Auf etwa halber Strecke ist ein kurzer Stopp, während der entgegenkommende Zug die Station passiert. Nach etwa 2/3 der Strecke müßt Ihr Euch für den Stopp am Kjosfossen bereit machen, der nur etwa 5 Minuten dauert.
Nach einer guten Stunde fährt die Flåmsbana in den Bahnhof in Myrdal ein. Hier ist Endstation. Also aussteigen und vom Schaffner sein Mountainbike wieder in Empfang nehmen.
Tipps für die Fotos
Wer hier seine Kamera richtig vorbereitet, kann ein paar wunderschöne Fotos schießen. Da hierfür nur wenige Minuten Zeit bleiben und gleichzeitig viele Menschen aus dem Zug strömen, ist gute Vorbereitung alles.Ich hatte vor, mittels Stativ und Graufilter eine Langzeitbelichtung des imposanten Wasserfalls zu ergattern. Leider versprüht der Wasserfall einen starken Nebel und mein Reisestativ war zu klein um über den Absperrzaun fotografieren zu können. Das hat mich wertvolle Minuten gekostet, bis ich die Kamera wieder soweit umgestellt hatte um aus der Hand ohne Spiegelvorentriegelung fotografieren zu können.Überlegt Euch also vorher genau, was Ihr fotografieren wollt. Stellt Eure Kamera schon im Zug ein und springt als Erste aus dem Waggon. Sonst habt Ihr umgeben von Menschen nur noch die Chance, die Kamera über Euren Kopf zu halten und über die Massen wegzufotografieren. Ich empfehle, die Kamera auf Kurzzeitbelichtung, also „Einfrieren“ des Wasserfalls zu trimmen und aus der Hand zu fotografieren. So seid Ihr am flexibelsten und kommt mit tollen Fotos nach Hause!

Mit dem Mountainbike zurück ins Tal

Habt Ihr die Aussicht hier oben ausreichend genossen, könnt Ihr die Abfahrt mit Euren Bikes angehen. Zunächst führt ein etwas grobschottriger Kiesweg vom Ende des Bahnsteiges (Ihr müsst weiter entlang bergaufwärts den Gleisen folgen und nach dem Bahnhof über die Bahngleise auf die andere Seite wechseln) hinab Richtung Tal. Zunächst geht es noch gemächlich dahin, der Weg ist breit, wenig steil und gut zu fahren. Die Aussicht ist klasse – wenn das Wetter mitspielt.
Zunächst geht es noch gemäßigt mit dem Bike dahin
Nach etwa 1000 Metern beginnt die steilste Passage der Abfahrt, die Euch über einige enge Serpentinen rasch an Höhe verlieren lässt. Der Kies ist gut zu fahren, die Kurven mit Geländer gesichert. Immer wieder bieten sich tolle Tiefblicke auf den Wasserfall, der die Fahrstrecke nach unten begleitet. Die Notwendigkeit das Bike zu beherrschen ist für diesen Teil der Strecke selbstverständlich. Für Gelegenheitsfahrer älteren Semesters ist die Abfahrt nicht zu empfehlen – schieben wäre hier gesünder. Trotzdem ist das Ganze kein Hexenwerk und sicher für die meisten geübten Radler problemlos machbar – wenn die Bremsen funktionieren…
Habt Ihr diesen technisch schwersten Teil der Strecke gemeistert, führt Euch der Weg entlang eines reissenden Gebirgsbaches weiter bergab vorbei an einem kleinen aber feinen Wasserfall linker Hand. Bald gelangt Ihr an eine malerisch in einem Tal gelegene Alm umgeben von saftigen Wiesen. Hier werden viele leckeren Produkte von den auf den umliegenden Wiesen grasenden Ziegen hergestellt, durch die Ihr Euch eventuell mit dem Bike erst vorsichtig einen Weg bahnen müßt. Eine junge Schweizerin, die – wie sie uns in Ihrer Muttersprache berichtete – immer während der Saison aus der Schweiz hierher kommt, verkaufte uns hier Ziegenkäse, selbst gebackenes Brot, Ziegenwurst und Ziegenjoghurt, was wir uns direkt vor Ort schmecken lassen konnten. Selten haben wir so eine leckere Brotzeit auf einer Alm genossen! Die Bezahlung der Brotzeit ist norwegisch-unkompliziert mit ec- und Kreditkarte möglich.
Frisch gestärkt fahrt Ihr nun weiter auf breitem Schotterweg bergab immer parallel zum Gebirgsbach, den Ihr teilweise über Brücken überquert und teilweise in der Tiefe neben Euch fließen seht. Ab jetzt stellt die restliche Strecke fahrtechnisch keine Herausforderungen mehr dar und ist für alle gut zu meistern. Immer wieder bieten sich Möglichkeiten zum Anhalten und Fotografieren. Für mich bestand permanente Gefahr hier den ganzen Tag zu verbummeln vor lauter Staunen und Fotos schießen.
Durch mehrere kurze Tunnels führt Euch der Weg immer weiter durch das tiefe Tal bis der Kiesweg schließlich zur Teerstraße wird. Während Ihr die tolle Gebirgslandschaft genießt, die links und rechts vorbeizieht, rollt Ihr immer bergab und ohne große Anstrengung Richtung Tal. An einem impossanten Wasserfall linker Hand (dem Rjoandefossen), der schon von weitem sichtbar ist, bietet sich eine gute Gelegenheit zur Pause, bevor Ihr das letzte Stück zurück zum Bahnhof in Flåm auf ebener Strecke hinter Euch bringt.
Die Fahrstrecke von Myrdal bergab bis zurück nach Flammen ist etwa 25 Kilometer lang und wir haben dafür mit Pausen für Essen und viele Fotos knapp 4 Stunden gebraucht. Man kann aber sicher auch deutlich schneller oder langsamer unterwegs sein. Ihr solltet Euch auf alle Fälle gut mit warmen Klamotten versorgen, da Wetterwechsel in Fjordnorwegen jederzeit und rapide möglich sind. Auch im Sommer kann es in Myrdal schneien und Minustemperaturen haben. Wir waren über Handschuhe und Mütze froh, die wir sicherheitshalber eingepackt haben.
Wie hat Euch der Beitrag gefallen? Wart Ihr auch schon auf dieser Strecke unterwegs? Habt Ihr noch interessante Anregungen, die wir vergessen haben? Wir freuen uns auf Euren Kommentar!

Matthias

Nordlandverrückt und gerne draußen unterwegs. Oft mit zu viel und zu schwerer Fotoausrüstung. Könnte das ganze Jahr im Reisemobil unterwegs sein, wenn die Arbeit nicht wäre...

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