Wer schon immer mal Lust hatte mit einer Draisine auf einer einsamen Bahnlinie durch die schwedische Landschaft zu radeln, der sollte unbedingt der kleinen Stadt Delsbo einen Besuch abstatten.
Eine ganz andere Möglichkeit die schwedische Landschaft zu genießen, als man es sonst gewohnt ist, bietet eine Draisinenfahrt auf stillgelegten Bahnstrecken. Es gibt einige Spots in Schweden, wo man sich für einen solchen Trip anmelden kann. Da wir eine Draisinenfahrt auch schon lange auf der ToDo-Liste stehen hatten, haben wir auf unserer Schwedentour 2016 einen Halt in Delsbo eingelegt.
Wo kann man in der Nähe übernachten?
Will man nicht einen Campingplatz anfahren, so kann man sich kostenlos in der Nähe auf einen Parkplatz direkt am Nordufer des Södra Dellen stellen. Hier hätte auch ein Wohnwagengespann Platz, der Parkplatz liegt aber etwas außerhalb und es gibt keinerlei Versorgungsmöglichkeit. In Delsbo gibt es aber mehrere Discounter, so dass Ihr für das leibliche Wohl vorsorgen könnt.
Leicht westlich davon liegt der Campingplatz „Nora Dellen Familijecamping“, der bei unserem Besuch wegen Sanierung leider geschlossen hatte. Laut der Webseite des Betreibers hat dieser Platz aber nun ganzjährig geöffnet und ist sicher auch eine gute Übernachtungsmöglichkeit vor der Tour. Kanus kann man da auch ausleihen, es sollte also für jeden was geboten sein!
Wo geht es los?
Delsbo gehört zur Gemeinde Hudiksvall und liegt etwa 130km nordwestlich von Gävle. Wer auf der E4, der Küstenautobahn, unterwegs ist, der kann leicht einen kurzen Abstecher nach Delsbo machen. Der kleine Ort mit ca. 2500 Einwohnern ist unkompliziert mit Wohnmobil und Wohnwagen zu erreichen. Die alte Bahnstation von Delsbo ist der Ausgangpunkt für unsere Draisinentour. Es gibt auch eine einfache Webseite, die über die Tour informiert.
Auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof finden wenige Wohnmobile oder PKWs einen Parkplatz, Gespanne sollten lieber eine andere Parkmöglichkeit suchen Auf dem Weg zum Bahnhof muss auch eine Brücke unterfahren werden, die nur knapp 3 Meter hoch ist, so dass auch hohe Wohnmobile aussen vor sind. Im stillgelegten Bahnhofsgebäude wurde liebevoll ein kleines Café eingerichtet. Hier kann man auch das Eintrittsgeld für die Fahrt hinterlegen. Vom Personal erhält man nun eine kleine Einweisung in die Benutzung der Draisinen. Wir passen zu viert noch gut auf eine Draisine, so dass wir uns beim radeln gut abwechseln können. Es gibt aber auch Draisinen für Zwei. Der Guide informiert uns noch über die zur Auswahl stehenden Strecken (prinzipiell in westlicher oder östlicher Richtung den Gleisen nach) und gibt uns den Tipp für eine Halbtagestour lieber die Route in östlicher Richtung zu wählen.
So eine Draisine ist genauso schwer wie sie aussieht. Und da es nur ein Gleis gibt und immer mit Gegenverkehr gerechnet werden muss, wird eine Draisine der anderen ausweichen müssen. Hier ist es so geregelt, das nach Osten fahrende Draisinen Vorfahrt genießen, während die westlich fahrenden Draisinen anhalten und aus dem Gleis gehoben werden müssen. Hier sollte man am besten zu zweit arbeiten. Wer „Rücken“ hat, für den ist diese Arbeit sicher nichts!
Die Tour
Was einem zunächst nicht auffällt, ist die Tatsache, das die Gleisführung in östlicher Richtung beständig leicht abfällt. Hierdurch ist man beschwingt und leichtfüßig unterwegs, die Draisine rumpelt lustig über die Schienen und Wälder ziehen an einem vorbei. Zu Beginn noch unterbrochen von kleinen Strässchen, welche durch ein rotes STOP-Schild (für die Draisine) angekündigt werden.
Wer gerade nicht radeln muss, der sitzt auf den harten Holzplanken und genießt die Aussicht. Nach einigen Kilometern durch den Wald, passieren wir das Örtchen Fredriksfors und nähern uns bei Nora Sannäs dem südlichen Ufer eines großen Sees, den wir durch den omnipräsenten Wald immer wieder sehen können. Auch eine Pausenstation für eine Brotzeit am See kann genutzt werden. Hierzu muss allerdings die Draisine aus dem Gleis gehoben und neben dem Gleisbett abgestellt werden. Die Pausenstelle ist durch ein Schild neben den Gleisen markiert und kann nicht verfehlt werden.
Der weitere Weg führt durch mehrere Tunnels hindurch, die nicht beleuchtet und teilweise mehrere hundert Meter lang sind. Aber hier kann man ja rufen, um sich dem Gegenverkehr bemerkbar zu machen.
Nach weiteren Kilometern am See entlang kommt der Picknickplatz am See, den wir uns für heute als Umkehrpunkt ausgesucht haben, in Sicht. Mittlerweile sind wir kurz vor Näsviken angekommen und haben etwa 16 Kilometer einfache Strecke hinter uns gebracht. Wir müssen auch hier die Draisine aus dem Gleis heben, wenden und neben dem Gleis wieder abstellen um keine anderen Tourgäste zu behindern. Direkt am See gibt es mehrere Picknickbänke und – schönes Wetter vorausgesetzt – einen Badestrand. Bei uns war das Wetter sehr durchwachsen, so dass wir es bei einer zünftigen Brotzeit belassen haben.
Gestärkt nach der Mahlzeit treten wir den Rückweg an. Erst jetzt merken wir deutlich, dass der Rückweg nach Westen durchweg eine leichte Steigung von wenigen Prozent aufweist. Nun bewegt sich die Draisine deutlich schwerfälliger vorwärts als bei der Hinfahrt. Da wir uns viel Zeit gelassen haben und uns erst zur Halbzeit (wir haben die Draisine für 4 Stunden gemietet) auf den Rückweg begeben haben, müssen wir nun arg in die Pedale treten um rechtzeitig vor dem Ende der Öffnungszeiten wieder am Bahnhof in Delsbo anzukommen. Gerade noch rechtzeitig und mit Durchwechseln der Fahrer schaffen wir den Rückweg, bevor der Bahnhof in Delsbo schließt. Erst die letzten 2-3 Kilometer vor dem Ziel führt das Gleis uns wieder leicht bergab – und hier kommt uns dann die oben beschriebene Weiche in den Weg, der wir zum Opfer fallen. Ein schöner Tag, wenn auch mit einigen blauen Flecken, die uns noch Tage später wehtun, geht zu Ende.
- Ausreichend Zeit mitbringen und die Rückfahrt früh genug antreten (besonders wenn ihr in östlicher Richtung gestartet seid)
- Keinesfalls zu schnell über die Weichen rumpeln!
- Sitzkissen mitnehmen – die Sitzgelegenheit für den Beifahrer ist sehr hart!
- Die Draisine ist schwer, wer die nicht heben kann, sollte von der Tour absehen.
- Warme Kleidung und Brotzeit mitnehmen – es gibt unterwegs weder einen Unterstand noch eine gute Möglichkeit die Tour abzubrechen.
- Für den Rückweg ausreichend Beinschmalz einplanen!
Wo kann man sonst noch überall in Schweden Draisine fahren?
Es gibt noch viele andere Orte in Schweden, wo Draisinentouren („cykla dressin“) angeboten werden. Die Ortschaften werden dabei durch die Draisine verbunden. Klickt einfach auf den Link für nähere Informationen. Eine Übersichtskarte findet Ihr im Anschluss an diese Zusammenstellung.
Småland
- Hultsfred – Målilla sanatorium
- Åseda – Hultanäs – Triabo
- Laderyd – Falköping
Skåne
Allgemeine Infos und einen Überblick über die Draisinenstrecken in Skåne findest Du hier.
- Tomelilla – Fyledalen
- Klippan – Ljungbyhed
- Broby – Glimminge
- Sankt Olof – Gyllebosjön
- Björnstorp – Veberöd
Östergötland / Västra Götaland
Värmland
Überblick über die Draisinentouren in Norwegen
Auch in Norwegen werden an einigen Stellen Draisinentouren angeboten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Klickt auf den Link für nähere Informationen. Eine Übersichtskarte findet Ihr im Anschluss an diese Zusammenstellung.
Südnorwegen
- Ålgardbanen
- Flekkefjordbanen
- Kragerøbanen
Ostnorwegen
Mittelnorwegen
Habt Ihr schon andere Draisinentouren unternommen? Kennt Ihr Strecken die hier nicht genannt wurden? Habt Ihr noch weitere Tipps? Wie sind Eure Erfahrungen? Laßt uns gerne daran teilhaben und hinterlaßt uns einen Kommentar!